Wasserknappheitsski
16.

10.

    24
Heute Nacht war es mir ein wenig unheimlich, als ich wegen Harndrang und Überfressung vom Nachtmahl wach war und das Licht anmachte. Da hing ein Weberknecht an der Decke, der kein guter Weberknecht war. Jedenfalls schien er dauernd von seinem Faden abzurutschen, und zwar genau über mir. Zwar bemühte er sich stets, wieder die Decke zu erklimmen, oftmals mit Erfolg, aber nicht so nachhaltig, dass er nicht bald wieder ins Rutschen geriet. In diesen Phasen entfernte sich der Körper vom Schatten. Er verdoppelte sich sozusagen. Mich erfasste die Vorstellung, dass, sofern ich das Licht löschen würde, dieser Weberknecht aus purer Tölpelhaftigkeit auf mein Gesicht fiele. Ich rückte daher das Kopfkissen etwas zur Seite, also nach links. Aber nun krabbelte der Weberknecht an der Decke hinterher. Wiederum nichtohne gelegentlich einen halben Meter abzurutschen. Nachdem ich eine Weile mit ihm gesprochen hatte, nahm ich im Flur den Schrubber und fegte ihn von der Decke. Nicht ganz ohne Gewissensbisse.
30.

09.

    24 
17.

09.

    24 
Aikido-Zen
16.

09.

    24 
henro boke gibt es jetzt auch bei Autorenwelt.


25.

08.

 24
Die Liegenschaft Karl-Marx-Allee 91 B zu besichtigen, ist etwas, das ich mir schon lange wünschte. Von außen ist es einfach. Aber von drinnen?


26.

07.

24

Unter dem Leitsatz „Gönnt Euch“ lud die Kulturkolchose e. V. am 15. Juni Gäste in die Büdnerei Lehsten ein, sich auf einem Sommerfest unter anderem Erinnerungen zu gönnen:

In offener Küche kochte man gemeinsam nach alten Rezepten, am Plattenstand legten Gäste mitgebrachte Platten auf, über ein live realisiertes Radio tauschten Gäste Erinnerungen aus und manches mehr.

Für diesen Rahmen wurde die Kunstaktion „Erlehstene Steine“ konzipiert und realisiert.
15.

06.

24
Die Kunstaktion „Erlehstene Steine“ veranschaulicht, dass auch unscheinbare Gegenstände zu Kostbarkeiten werden können, sofern sie in Erinnerungen und Geschichten eingefasst sind. Dies gilt auch für Steine. Aufgelesene Steine werden zu erlesenen Steinen und als solche zu hochwertigen Ausstellungsstücken. Kieselsteine werden zu Edelsteinen. 
Die Kunstaktion „Erlehstene Steine“ dient der Anregung des Erinnerungssinns.
Der Erinnerungssinn ist dem Möglichkeitssinn verschwistert.
Beiden gemein ist ihre eigentümliche Nähe zur mineralogischen Kategorie Sand:
Sand dringt überallhin und ist stets in Bewegung.
Sandkörner sind Steine, nur kleiner.


Blick auf Licht und Schatten.
13.

06.

24 
Blick auf Pest.

07.

06.

24 
Kurt-Hiller-Park, Berlin-Schöneberg.



25.

05.

24 
T
H
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Z
24.

05.

24 
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Z

Nur noch wenige Tage, und Lehsten feiert Geburtstag.

Am 13. Juli wird Lehsten 698 Jahre alt.
Am 13. Juli 1326 bestätigte der Bischof Johann von Schwerin die  Einrichtung der neu erbauten St. Nicolaikirche zu Lehsten.
20.

05.

24 
Von dieser Kirche ist jetzt nichts mehr übrig. Sie wurde vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Auch der Kirchhof ist seit geraumer Zeit eingeebnet und mit Häusern bebaut.
05.

05.

24 
Vier fotografisch mangelhaft ausgeführte Ansichten eines ungewöhnlichen Stromverteilerkastens vor dem Haus 12 der Akazienstrasse in Berlin-Schöneberg. Vergleichbare Kästen sind in Berlin polychrom gestrichen, zudem besprüht und beklebt mit betont friedfertigen wie friedstörenden Motiven. Der Kasten vor dem Haus 12 besticht (einstweilen) durch seine monochrome Monotomie. Ein schlafender Elefant in der Stadt.
Die Maler- und Lackierarbeiten erfolgten sachgemäß und unter Einhaltung der Absturzsicherungen auf Baustellen. (Siehe Betriebssicherheitsverordnung Arbeitsstättenverordnung DGUV Vorschrift 38 Bauarbeiten ASR A2.1 )
Zum Branchentreff Literatur 2024:

„In wildfremder Umgebung Kontakte anbahnen ist eine meiner ganz, ganz großen Stärken. Ich stehe irgendwo am Rand und versuche die Farbe der Wand anzunehmen. Wenn mich doch jemand entdeckt und anspricht, nuschel ich etwas unverständliches und dematerialisiere mich. / Ich fühle mich nach solchen Veranstaltungen schlecht, weil ich mich für vollkommen lebensuntüchtig halte.“
(Eine große Persönlichkeit) 

04.

05.

24 
Postkarte von Dieter Koll an Gerald Koll
28.

04.

24 
Jetzt
20.

04.

24 

Ja, danke auch für die 771 Aufrufe meines unerlaubt auf YouTube hochgeladenen Films, wobei der Dieb meinen Teasertext kopiert, aber meinen Namen getilgt hat.
08.

04.

24 
Und jetzt?
24.

03.

24 
21.

03.

24 
Vor dem Eremo Carceri, am Klosterteich des Meditationshauses St. Franziskus.
20.

03.

24 
Im Eremo Carceri, der Hütte am Klosterteich.


Meditationshaus St. Franziskus.
Rückwärtig: der Klosterteich.
19.

03.

24 
Der Lichtblick.
10.

03.

24 
Aufgang der Staatsbibliothek Unter den Linden, Berlin
04.

03.

24 
Haus am Kleistpark, Berlin
03.

03.

24 
28.

02.

24 
Clifton Webb als Waldo Lydecker. Webbs rasierklingenscharfer Zynismus ist das eigentliche Glanzlicht in Otto Premingers Laura und überstrahlt die   hausbackene Gene Tierney (Titelrolle). Es ist die Rolle seines Lebens. Auch zu seinem Leide. Es war in Hollywood kein Geheimnis, dass Webb homosexuell war. Nie sprach er es aus, und doch kam er den Klischees entgegen, kleidete sich bis zur Extravaganz korrekt, gab den Bornierten. Ebenso wie Waldo Lydecker in Laura. Was macht Otto Preminger mit ihm?
Preminger stellt Webbs Doppelgänger Waldo bloß. Er zeigt, was unter der makellosen Kostümierung ist: ein Nichts, irgendetwas lachhaft Mickriges.
Dazu präsentiert der Film Waldo in seiner der Badewanne, in der er bösartige Kolumnen tippt und sich nebenbei vom abgebrühten Lieutenant verhören lässt. Dann die Pointe: Der Lieutenant soll Waldo das Handtuch reichen, und Waldo erhebt sich. Natürlich sehen wir seine Nacktheit nicht, der Lieutenant aber sieht sie, und über sein Gesicht sehen wir das abfällige Lächeln des Alphamännchens huschen. (Die vermeintliche Diskretion des Films ist in Wirklichkeit ein ausgestreckter Zeigefinger.)
Ein Wannenbübel wie Waldo wird natürlich auch von Laura nicht als Mann in Betracht gezogen (anders als der Hüne Vincent Price oder der rustikale Dana Andrews), und so einer muss naturgemäß notgedrungen etwas Großkalibriges zur Hand nehmen, um der Unerreichbaren einen Schuss zu versetzen. Hollywood wird 1944 homophob geschmunzelt haben, als sie Premingers Interpretation von Clifton Webb im Kino sah. (Zugleich war die Figur Waldos angelehnt an den Kolumnisten des New Yorker Alexander Woollcott, heißt es.Preminger schaffte mit Laura seinen Durchbruch in Amerika. Webb erhielt eine Oscar-Nominierung.


Berlin-Schöneberg, September 1975, fotografiert von (c) Jürgen Henschel.

Berlin-Schöneberg, Februar 2024. 
28.

02.

24 

Berlin-Schöneberg, Winterfeldtplatz, April 1957,
fotografiert von (c) Jürgen Henschel.

Berlin-Schöneberg, Winterfeldtplatz, Februar 2024.
27.

02.

24 
Berlin-Schöneberg, Hauptstraße, September 1959,
fotografiert von (c) Jürgen Henschel.

Berlin-Schöneberg, Hauptstraße, Februar 2024.
26.

02.

24 
Berlin-Schöneberg, Pallasstraße 1986,
(mit Leiter: Jürgen Henschel), fotografiert von (c) Ute und Bernd Eickemeyer.
Berlin-Schöneberg, Pallasstraße 2024.
25.

02.

24 
 
︎Halb 5 zu Dr. Wolf wegen
Allgemeinbefinden und Bruch-
Verdachts, der sich nicht
bestätigte. Verordnungen von
Vitamin und Schilddrüsenpräparat.︎
(Thomas Mann, Tagebuch, Donnerstag, 24.2.1944)
40 Jahre vor 40 Jahren
24.

02.

24 
Schafe schlafen schön mit Schal.
23.
Giraffen gaffen gern nach Affen.
02.
Löwen lieben leise Möwen.
24 
Berlin-Schöneberg, Kontrollratsgebäude,
August 1978,
fotografiert von (c) Jürgen Henschel.
Berlin-Schöneberg, Berliner Kammergericht,
Februar 2024.
22.

02.

24 
GEGEN
DIE
ANGST
17.

02.

24 
15.

02.

24 
The Deer Hunter wiedergesehen. Immer noch, obwohl man es doch besser weiß, löst das aufblitzende Erwachen in Christopher Walkens Blick die verzweifelte Hoffnung aus, er möge beim russischen Roulette auf seinen letzten Schuss verzichten. Dieses monumentale Großkino des wenig später so grandios gescheiterten Michael Cimino (verstorben vor acht Jahren) wird auch nach 46 Jahren nicht kleiner. Es wird immer größer.
Die flammende Monströsität des Stahlwerks, die Majestät der Berge und seiner Hirsche. Die Naivität der Männer, die Hölle Vietnams. Die Frau im Supermarkt, die nicht aufhören kann, den Heimkehrer zu küssen. Robert De Niros Männlichkeit, Christopher Walkens Zartheit, John Savages Kindlichkeit, Meryl Streeps Mädchenhaftigkeit. Die wütende Trauer um das, was Amerika mit seinen Menschen macht.
05.

02.

24 
Die Bücherhalle schließt. Das ist schlimm. Schlimm für Schöneberg. Schöneberg wird künftig weniger schön. Zuletzt schloss bereits Fiebig-Lehrmittelbedarf, jetzt auch das würdevollste Antiquariat Berlins. Mit einer Innenarchitektur wie in einer exquisiten Bibliothek. Mit immer wieder raffiniert zusammengestellten Auslagen. Mit Buchhändlern, die so distiguiert und mürrisch sind wie es nur lebenslang unverstandene Liebende und damit lebenslang Verletzte, d.h. bis ins Herz Bibliophile sein können.
Vor einer Woche zuckte die Klientel zusammen. “Scheiße!”, bellte unvermittelt der mürrische Verkäufer in die Stille dieses Tempels. Wirklich unvermittelt? Ein Vorzeichen? Danach kehrte die Stille zurück, etwas kühler geworden, eine etwas beklommene Stille. Und beim Kauf fiel mir auf, wie entsetzlich lang die Fingernägel des Verkäufers doch geworden waren.
04.

02.

24 
Perfect Days
“Jetzt ist Jetzt!
Nächstes Mal ist nächstes Mal!”
02.

02.

24 
Der Alltag eines Toilettenputzers in Tokio. Eines Toilettenputzers, der seiner Arbeit mit Hingabe und Würde nachkommt: wortkarg, akribisch, bescheiden, diskret. Eigentlich ein buddhistischer Mönch. Einer, der allmorgendlich dankbar in den Himmel lächelt. Der auch in den Himmel lächelt – nachsichtig heiter diesmal –, wenn ihn Damen und Herren mit vollen Blasen und Därmen vom Putzort verscheuchen, um neuen Schmutz zu hinterlassen. Einer, der zur Mittagspause im Tempel seine kleine analoge Billigkamera ins Blätterwerk der Bäume richtet, wo das Himmelslicht sich fängt. Jeden Tag das Gleiche, das Immergleiche ist die Folie, auf der sich kleine Abweichungen abzeichnen. Die Poesie des Kleinen. Ein wenig kitschig ist das und doch schön. Schön japanisch. Zurückhaltend.
Dem Regisseur Wim Wenders ist das aber nicht genug. Der Toilettenmönch hört daher Lou Reed und andere amerikanische Musik, die sich gut über Stadtfahrten im putzigen Transporter legen lassen. Und er liest Faulkner und Highsmith, denn im Hintergrund lauert Psychologie, ein kleines Familiendrama, das eine Erklärung liefert für dieses mönchische Dasein. Es weist sich aus als Widerstand und Gegenentwurf zum kapitalistischen Konzept. Schade. 
Perfect Days wirkt eine gute Weile sehr gelassen und genau. Fast wie ein Taniguchi (bzw. dessen Graphic-Novel-Sammlung Der spazierende Mann). Bis ungefähr zum Zeitpunkt, als der Regisseur in einem Musikkassettengeschäft seinen Cameo-Auftritt geben zu müssen glaubt. Dann drängelt sich Herr Wenders  vor Meister Taniguchi und geht nicht mehr weg.
Traum: mit Melanie und Emmanuel Macron zusammen in einer kellerwärts gelegenen Sauna. Von draußen ging es einige Stufen treppab in einen Flur, an dessen Beginn die Füße zu waschen waren. Melanie und Macron waren mir ein wenig voraus in dem recht langen und dunklen Flur, durch den es dann wohl erst in die richtige Sauna gehen sollte. Ich war schon einigermaßen entkleidet und beim Waschen der Füße, als mir einfiel, ich trage ja immer noch die Zahnschiene im Mund. Kurz überlegt, sie einfach drinzulassen. Abgelehnt. Zu Melanie aufgeschlossen, die eine Zahnschienendose dabei hatte, allerdings nicht leer, sondern bereits mit zwei Schienen befüllt (womöglich von Melanies Freundin Emma, da bin ich mir nicht so sicher). Nun zögerte ich auch in leisem Ekel, meine Schiene neben weitere gebrauchte Schienen zu legen, doch Melanie riet zu, räumte etwas in der Dose und wies meiner Schiene einen äußeren Platz zu. Traum-Ende.
26.

01.

24 

Gestern in Poor Things. Eine bizarre Frankenstein-Fortsetzung, bekennend monströs und grotesk und schauderhaft schön bis zur Erschöpfung. Eine feministische Systemsprengung mit Anleihen an Fassbinder (vertreten von Schygulla) und Lynch (vertreten von Dafoe). Regisseur Lanthimos hat lange gesät (The Lobster, The Favourite). Er will die Ernte in die Scheuer fahren.
Vor 1 Tag
25.

01.

24 
Gute Nacht,
Punpun
Vor 10 Jahren
23.

01.

24

22.

01.

24
Aikido
Ukemi


Vor 19 Tagen
19.

01.

24 
Die Stille nach dem Schneefall. Alles so still. So still.
Heute
18.

01.

24 
Vor 40 Jahren
17.

01.

24 
Vor vierzig Jahren lag ich auf dem Sofa vor dem Fernseher und sah Vor vierzig Jahren, eine Sendereihe des ZDF. Ich sah Bilder einer unausdenklich fernen Zeit, Bilder aus den Wochenschauen des Zweiten Weltkriegs. Soldaten, Flüchtlinge, alle bestimmt längst tot. Tot wie Goethe und Jesus und Neandertaler. 1944, undenkbar, dass Menschen, die 1984 auf demselben Sofa lagen wie ich, auf diesen Bildern hätten auftauchen können.



Sound of Snow
Heute
16.

01.

24


Samstag Nacht in den Baumgarten.
Vor 40 Jahren
15.

01.

24
Heute
14.

01.

24
“Ich erinnere mich, dass ich einmal zu André Gide sagte, als wir zusammen in einem Pariser Café saßen, während Metaphysik für mich nur wenig wirklich Interessantes an sich habe und Moral nicht das geringste, lasse sich alles, was Plato oder Christus je geäußert hätten, unmittelbar auf die Sphäre der Kunst übertragen (...).”
(Oscar Wilde in seinem Langbrief De Profundis an Lord Alfred Douglas, Januar bis März 1897, aus dem Gefängnis Reading.
Aus der Tiefe, neu übersetzt  von Mirko Bonné. Hanser Verlag.)

13.

01.

24 
Meine Hand im Mund meines Vaters, der hinter mir sitzend mit grässlicher Fratze zubeißt wie ein Hund, der von seiner Beute nicht lassen will.

Nacht
(Vollmond)
12.

01.

24 
11.

01.

24
eine Keksschachtel
Jetzt

Stövchen   Stövchen   Stövchen  Stövchen   Stövchen  Stövchen  Stövchen  

Vor 40 Jahren
10.

01.

24 




Vor 50 Jahren

09.

01.

24 
Vor 40 Jahren
08.

01.

24 


(Premiere in den deutschen Kinos: 2.12.1983)

Vor 40 Jahren
07.

01.

24 
Matti Joensuu
7. Dan Aikikai

Matti Joensuu starb, wie ich gestern erst erfuhr, bereits im Juni letzten Jahres.
Seine Federleichtigkeit – mir ist ganz kitschig zumute.
06.

01.

24 


Pullover. Handgestrickt. Getragen.

Vor 40 Jahren
05.

01.

24 
la Buena María
desde
1881
04.

01.

24 
1968 verschwindet in Hohenems eine Blasmusikkapelle. 34 Personen: vom Erdboden verschwunden. Vierzehn Jahre später tauchen sie dank der Nachforschungen eines Bahnwärters wieder auf. Unter einem Stein. Die Musiker kommen darunter hervormarschiert, sind aber nicht größer als ein halber Daumen. Sie marschieren und spielen, doch ihre Blasmusik klingt  zage, ja, verstimmt. Kaum jemand schien sie jemals zu vermissen. Warum?
March Movie – ein unvergessliches Hörspiel über das Vergessen von Peter Klein und Michael Köhlmeier aus dem Jahr 1983.
Allein, wie Peter Klein den investigativen Journalisten spricht, ist delikat.




Vor 40 Jahren
03.

01.

24 

Unter Null
in: Neue Prosa aus Schleswig-Holstein.
Edition Literaturhaus, Band 7.
Hg. von Olaf Irlenkäuser und Maike Schmidt.
Lumpeter & Lasel, Eutin 2023.


25.

11.

23 
Dreimal nachts erwacht, wie durch Hahnenschrei. Jedesmal schnappt der Gedanke zu: den Roman vergeigt.  Vergeigt. Vergeigt. Morgens Blei. In die Kaffeestube und zum rheinländischen Bäcker, wo die Bäckerin Girlanden klebt mit Hinweis auf köstliche Pfannkuchen und närrische Zeit. Gelbblätterregen. Sehnsuchtsschub, mit R. die nächsten Abende (und die Abende danach) in Enkirch einzukehren: bitte noch zwei 2019er Riesling Spätlese vom Ürziger Gewürzgarten.
10.

11.

23 




31.10.23

Sardinien
im
Oktober




30.9.23

Moselsteig im September




28.7.23
Alta Via dei Monti Liguri
Alta Via dei Monti Liguri – Der Ligurische Höhenweg gilt immer noch als Geheimtipp für Fernwanderer. Er führt über 440 Kilometer (16.500 Höhenmeter) von der französisch-italienischen Grenze (Ventimiglia) im Bogen rund um die Riviera über Alpen und Appenin bis nach La Spezia.

Im Mai 2023 herrschten Unwetter in Italien, die auch Ligurien betrafen. Es war kein sehr günstiger Zeitraum für eine Fernwanderung. Der kleine Film (8 Min.) legt davon Zeugnis ab.



1
Kreischende  Weiber*
Ballhaus
Ost
08.7.23
6.7.23
3.7.23
30.6.23
28.6.23
27.6.23
23.6.23
22.6.23
20.6.23
19.6.23
15.6.23


14.6.23
14.6.23
13.6.23
12.6.23
9.6.23
9.6.23


2.4.23
Donald Brandt
31.3.23
30.3.23
14.3.23
10.3.23
Nicht größer als meine Hand ist dieses Büchlein, das zu fotografieren mir die Antiquarin recht sauertöpfisch gestattete. Ich hatte darin geblättert. Der Roman wurde 1788 veröffentlicht, die Ausgabe stammt aus dem Jahr 1884. Darin befanden sich allerdings viele Eintragungen mit Bleistift. Sie waren kaum zu entziffern. Kaum mehr verstand ich, als dass sie im Jahr 1942 eingetragen wurden. Auch Verbesserungen waren eingefügt. Die Rechtschreibung 1942 sah vor, das Wort "Teilnahme" nicht, wie im Büchlein, mit "th" zu schreiben. Tatsächlich waren auf den Seiten, die ich aufschlug, sämtliche "h"s mit Bleistift liquidiert worden.
9.3.23
Das liebenswerte Ladengeschäft in der Berliner Langenscheidtstraße 10 musste vor Kurzem schließen, die Lagerbestände sind hingegen weiterhin erhältlich.


8.3.23

200 ...

Besten
Dank
auch!

18.2.23

Harz






10.2.23

Vor 26 Jahren:
Lost Highway

(3.2.97)

Striche, nichts als Striche. Das Kameraauge rast über den Mittelstreifen des Highways. Aber es kann sie nicht fixieren, dafür ist es viel zu schnell und hält zu wenig die Spur. Den Betrachter ergreift flirrendes Unbehagen. Echt Lynch: Noch nicht mal die Straße ist das, was sie mal war.



Regisseur David Lynch ist eine wahrhaftige Kultfigur des unabhängigen amerikanischen Kinos. Wer einmal kult ist und trotzdem nicht stirbt, droht mit jedem Film die Sterblichkeit. Lynch indes lebt. Wie in "Blue Velvet" oder "Wild at heart" vermengt Lynch Tod und Sex zu einer beunruhigenden Melange. Während aber sonst märchenhafte Elemente und Zitate doppelbödig ein tiefgeschossiges Gewölbe mehrfach geschichteter Ebenen unter die Geschichte legen, begibt sich Lynch nun auf die Treppen und Falltüren. Es geht abwärts.

Patricia Arquette zeigt diesmal unerhört viel Körper, um so mehr, als sie in einer Doppelrolle auftritt. Einmal in schwarz und ziemlich künstlich als Mrs. Madison, ein andermal als Porno-Darstellerin Alice Wakefield in provozierendem Blond auf haushohen Plateausohlen. Das Negativ als Duplikat. Wer bei Lynch Alice heißt, kann eigentlich nur der Märchenwelt entstammen. Oder der Unterwelt, Lynchs Lieblingsdomizil. Die langweilige Normalität um das Haus der Madisons läßt ihn schnell ins Innere schlüpfen, so bedrohlich es auch ist im verstärker-verzerrten Bass-Gebrummel. Orange, die feurige Farbe, weist auf ein mehrfach eingeschnittenes brennendes Haus. Der Brand ist rückwärts gefilmt, als schlucke das Haus die Energie von außen. Darin residiert der teuflische Zwerg und dreht mephistophelisch am Schicksal der Figuren und der Geschichte. Erlösung gibt es erst im Foyer. Aber wer weiß, vielleicht sitzt der Zwerg schon am Tresen.

7.2.23
30.1.23

Gropius Bau
(Berlin)




15.1.23

Knochenland
(Auszug). In: Konzepte
– Zeitschrift für Literatur / Nr. 40: Der Mensch, das Tier. S. 165-174.
Neu-Ulm 2022.






Man behandelt sie mit Nachsicht und Güte. Man vergibt ihnen das, was man ihnen doch selbst angetan hat. Man wechselt einfach die Position. Und dafür liebt man sie, weil es die Bitte um Vergebung für einen selbst, für den Verräter, unnötig macht.
(Antje Rávic Strubel: Tupolev 134)




4.1.23
3.1.23
1.1.23

14.12.2022

(aus dem Skizzenblock)
10.12.2022

(aus dem Skizzenblock)
9.12.2022

(aus dem Skizzenblock)
8.12.2022

(aus dem Skizzenblock)
3.12.2022

(aus dem Skizzenblock)
01.12.2022-24.12.2022
#1/396

Bild: Die Antigone des Sophokles nach der Hölderlinschen Übertragung für die Bühne bearbeitet von Brecht. Regie: Jean-Marie Straub und Danièle Huillet. F/D 1992.

Jean-Marie Straub ist tot. Wieder versinkt einer dieser Leuchttürme, deren seltsame Feuer ich betrachtete, ohne sie zu verstehen.
2
1.
1
1.
2
2
Dickhaar-Spalthütchen
4.10.
2022
proudly presents ...

Edition Filmmuseum 04: Anders als die andern (D 1919) & Gesetze der Liebe (D 1927) & Geschlecht in Fesseln (D 1928).
Herausgeber: Filmmuseum München, Goethe-Institut München. Neu erweiterte 4. Auflage Januar 2022.
Im Begleitmaterial: Hintergründe zu Deutschlands erstem Schwulenfilm in Gefährliche Neigungen - Die Skandalgeschichte von "Anders als die Andern" (D 2000, 7 min) - Drehbuch und Regie: Gerald Koll - Kamera und Schnitt: Gil Freudenreich - Produktion: KirchMedia - Premiere: 10.2.2000 (Arte).

Die Edition Filmmuseum ist eine gemeinsame DVD-Publikationsreihe von Filmarchiven und kulturellen Institutionen im deutschen Sprachraum. Ziel ist die Verbreitung künstlerisch und historisch relevanter Filme.

20.
September
2022
13.
September
2022
23.
August
2022
22. April 2022
14. April 2022

13. April 2022

12. April 2022
8. April 2022
25. März 2022
19. März 2022
Grunewaldstraße (Park)
13. März 2022

Varchentin
3.2. 2022
26.1. 2022
23.1. 2022
22.1. 2022

Südkreuzalp
21.1. 2022
20.1. 2022
2.1. 2022
1. 1. 2022
31. Dezember 2021
23. Dezember 2021
16. November 2021
1. November 2021
28. September 2021

vs.

6. Mai 2021
September 2021


Sardinien 3: Feuer
September 2021


Sardinien 2: Wasser
September 2021


Sardinien 1: Licht
              8.8.2021

Frank Grundhever
Jonathan Hilbert


Alexander Zverev
Halbfinale Deutschland - Japan (Dimitrij Ovtcharov vs. Kōki Niwa)
50 Kilometer Gehen
Halbfinale Deutschland - Serbien (Novak Djokovic)
"Wenn die ins Finale einziehen – ich habe hier zu Hause nur so einen kleinen Fernseher – dann gehe ich zu Elektro-Meier und kaufe einen großen. Das will ich dann im Vollformat sehen."

"Wenn das einer vor dem Rennen gesagt hätte: ‘Du gewinnst hier 'ne Medaille’, dem hätt' ich – entschuldigen Sie die Aussprache – dem hätt' ich 'n Vogel gezeigt."
"Das sind Gefühle, die ich nicht beschreiben kann." (Der leider beliebteste Gemeinplatz diesjähriger Medaillengewinner/Innen) 
25.7.2021

Spaziergang am Hahneberg
Ahhh, endlich Freitag!
Endlich Wochenende!
Wieder eine Woche geschafft!
Wieder eine Woche weniger bis Lebensende!

9.7.2021
An diesem Sonntag habe ich das seit etwas mehr als einem Jahr geplante Vorhaben in die Tat umgesetzt, den Mülleimer im Garten auszuleeren.

Darin befanden sich einiges Unkraut, aufgeschreckte Asseln und ein Moderator von Fußballsendungen im Zweiten Deutschen Fernsehen. “Ein Sieg! Wie schön ist dieser Sieg?” fragte er. “Eine Niederlage! Wie bitter ist diese Niederlage?” fragte er. “Gewonnen! Alles richtig gemacht, oder?” fragte er. Ich hatte keine Zeit für ihn. Ich musste doch den Müll ausleeren.
4.7.2021




S
c
h
ä
n

d
u
n
g
5.12.2020

5.6.2021

12.5.2020

2.6.2021
Und ein Gewisser von ihnen schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber antwortete und sprach: Lasst es so weit; und er rührte das Ohr an und heilte ihn. (Lk 22, 50-51)

27.5.2021

Spaziergang am Donnerstag
21.
05.
20
21  


Akazienstr. 3

9. Mai 2020, 10:34 Uhr.

17. August 2020, 14:13 Uhr.
21.
05.
20
21  


Mansteinstr. 2

23. Oktober 2020, 13:35 Uhr.

27. April 2021, 16:00 Uhr.
5.5.2021  

Kostümfest 1973.
9.
4.
2
0
2
1

Das ist ein leichter Morgen. Zum Pfeifen in den Straßen.


(Le Parisien am Morgen nach einem Fußballspiel der PSG)
8.
4.
2
0
2
1  
Kopf-Stencil #74:
Gotenstraße
28.1.2021
Kopf-Stencil #74:
Gotenstraße
8.4.2021
5.4.2021  

Ostern

 
Ei der Taube
nach Besuch
der Krähe.
25.3.2021   Berlin. Nacht.
15.3.2021

Berlin. Nacht.
12.3.2021

Berlin. Nacht.
9.3.2021

Berlin. Nacht.
4.2.2021

Berlin. Nacht.




29.1.2021

Der Löffel.
26.1.2021

Mehr Mehrfachbelichtung on location.
26.1.2021

Mehrfachbelichtung on location.
24.1.2021

Coup de Berger.
(Jacques Rivette, F 1956 – mit deutlicher Handschrift des Co-Autors Claude Chabrol.)
20.1.2021

Echo der Abendsonne.
16.1.2021

Malus sylvestris.
subsp. mitis var. domestica
Kultur-Apfel
Geheimrat Breuhahn.
4.1. – 17.1.2021
30.12.2020

Pallasseum / Hochbunker.
24.12.2020

Bahnhof Schöneberg.
19.12.2020

Michael Lonsdale in Out 1
Dass Michael Lonsdale schon am 21. September verstorben ist, ist mir in diesem todesschweren Jahr völlig entgangen.
Ohne diesen großen, weichen, etwas unförmigen, intelligenten, improvisationslustigen, skeptisch dreinblickenden Mann hätte die Nouvelle Vague anders ausgesehen – weniger weich, weniger intelligent, weniger skeptisch.
Himmel, wie er in Rivettes Out 1, noli me tangere (1970/1990), in dem sich alle Akteure und Aktricen übrigens immerzu berühren, anfassen und anfummeln, immerzu dem Tonmann die Ohren vollgehustet hat, blechern abgehustet hat, um gleich wieder Zigarette oder Zigarillo anzustecken und sich mit spitzen Fingern in den Mundwinkel zu stecken ...
17.12.2020

Gold
im Rudolph-Wilde-Park
17.12.2020

Silber
im Rudolph-Wilde-Park
14.12.
2020


Bhf.
Südkr.

13.12.
2020


Covidman
4.12.2020



Viktoriapark, Blickrichtung Nord.
20.11.2020


Botanischer Garten.

Nicht im Bild:
Gewelltblättriges Gabelzahnmoos.
4.11.2020


Pfaueninsel.

1.11.2020


Eiszeit.




31.10.2020
4.3.1992

Sean Connery (1930-2020) in Hamburg.
28.10.2020

Die Tür.
25.10.2020

Die Packstation.
24.10.2020


21.10.2020

8.10.2020

shibari
in: Hammer + Veilchen
– Jahrbuch für Kurzprosa
Neue Folge 2020
Herausgegeben von Peter Engel
Günther Emigs Literatur-Betrieb
Niederstetten 2020
ISBN: 978-3-948371-80-7

26.9.2020

Autodach.
12.9.2020

Claude Chabrol, so vertraut und doch so fremd, immer noch, nach all den Filmen.
(1930 - 2010)
11.9.2020

Sardinien
11.9.2020

Sardinien
3.9.2020

Sardinien
2.9.2020

Sardinien
1.9.2020
Ich habe gestern Abend den Frust darüber, das Flugzeug in den Urlaub verpasst zu haben, damit bekämpft, zwei Fußball-Dokumentationen zu sehen: Toni Kroos + Schweinsteiger. Zwei Porträts also, die noch einigermaßen neu sind. Zwei Filme, so unterschiedlich wie die Spieler.

Da ist Toni Kroos, der als mythischer Gigant aufgebaut wird, als kühler Motor, als Stein, in dem doch ein Herz pocht, aber eben auch als neurotischer Eigenbrötler: väterlicher Drill, Talentschmiede. Den aufsichtswilligen Vater hat Toni irgendwann (von seiner Aufsicht) entbunden und gegen professionelle Berater ausgetauscht. Hat sich in Spanien mit selbstgebauter Familie in einem aseptischen Bungalow mit rasiertem Rasen und flachem Pool verschanzt. Lässt sich von den Spielen in Jet und Wagen in die Familienburg chauffieren. Seine Frau hat in den vier Jahren in Madrid noch kein Mal die Stadt gesehen. Sie hütet das Haus. Kein Interview mit Freunden. Nur mit Mitspielern und Familie. Alle schätzen ihn. Wer liebt ihn? Außer der Familie vielleicht die krebskranken Kinder, die er in seiner Stiftung unterstützt und ihm ein Herz-Alibi ausstellen? Toni wäscht seine Schuhe am Anfang und am Ende des Films. Er weiß um seinen Zwang. Unbedingt weiß müssen sie sein. Wer den Film mit Herz ansieht, der mag weinen über den verschanzten Mann, dessen Herz unter die Stollen kam.

Dagegen Schweinsteiger, Basti, Schweini, der bayerische Herzbube, der Witzbold, der auf dem Weg zum Weltmeister zum Krieger wurde. Der strahlt. Den lieben alle. Der ging auch durch die Hölle, als er beim Champions-League-Finale gegen Chelsea den Elfmeter verschoss und das größte Glück in die größte Schmach verwandelte. Damals spielte auch Kroos mit. Aber von Kroos fällt kein Wort über Schweinsteiger, von Schweinsteiger kein Wort über Kroos. Schweinsteigers Vater kam mit nach Chicago und wäre im Getümmel fast verloren gegangen, bis Bastian merkte, dass sein Vater nicht im Wagen saß, sondern hinter dem Wagen herlief. "Halt, mein Vater muss doch mit!" In Chicago flaniert und flachst er mit seiner lustigen Frau Ana, er frühstückt mit Freunden, er rennt etwas schwerfällig und verliert gegen seine Frau beim Tennis (nun ja, sie war mal die Nummer 1 der Welt), sein Körper ist teilweise auf dem Platz geblieben, einige Sehnen und Knochen liegen irgendwo unter den Fußballrasen von München und Chicago, aber sein Herz ist ihm erhalten geblieben, und wer ein Herz hat, muss diesen offenherzigen Mann einfach lieben.
5.8.2020

Blume.
3.8.2020

Fenster zum Nachbarn.
31.7.2020
Die japanische Hofdame Sei Shônagon schrieb ungefähr im Jahr 996 n.Chr. das “Kopfkissenbuch”. Abschnitt 25 befasst sich mit der Rubrik “Unausstehliches”:

Unausstehlich sind Leute, die immerzu auf andere neidisch sind und sich über ihre eigene Lage beklagen, die über andere tratschen, jede noch so winzige Neuigkeit begierig aufsaugen und alles in Erfahrung bringen wollen, die jedem grollen, der sie nicht mit neuem Klatsch versorgt, und das wenige, das sie aus zweiter Hand gehört haben, gleich aufblasen und wildfremden Leuten mitteilen.
29.7.2020

S2.
28.7.2020

Gasometer.
27.7.2020

Bahnhof Südkreuz.
27.7.2020

Elßholzstraße.
(StreetArtist: anonym)
27.7.2020

Goltzstraße Ecke Pallasstraße.
(StreetArtist: anonym)
23.7.2020

Stencil-Serie aus dem Raum Berlin-Schöneberg (StreetArtist: anonym)
18.7.2020

Stencil-Serie aus dem Raum Berlin-Schöneberg (StreetArtist: anonym)
6.6.2020

Streetart Berlin




Mehringdamm

Kleistpark



24.5.2020

Hie und da bekomme ich leichte, oberflächliche Übelkeiten, wenn ich, meistens allerdings in einiger Entfernung, diese gänzlich Nackten langsam zwischen den Bäumen sich vorbeibewegen sehe. Ihr Laufen macht es nicht besser. Jetzt ist an meiner Tür ein ganz fremder Nackter stehengeblieben und hat mich langsam und freundlich gefragt, ob ich hier in meinem Hause wohne, woran doch kein Zweifel ist. Sie kommen auch so unhörbar heran. Plötzlich steht einer da, man weiß nicht, woher er gekommen ist. Auch alte Herren, die nackt über Heuhaufen springen, gefallen mir nicht.

(Eintrag Franz Kafkas in sein Reisetagebuch vom 11. Juli 1912 anlässlich eines Ferienaufenthals in der Naturheilanstalt Jungborn im Harz)
9.5.2020

Wieder so ein Buch, das ich glaubte, in meinem Leben gelesen haben zu müssen. Dabei macht es mir Seite für Seite Verdruss, abgesehen von Seite 73.


14.4.2020

#24 / 2020
(Acryl auf Karton)
25.3.2020


In der Stadt
19.3.2020


In der Stadt
18.3.2020


Im Garten
17.3.2020


Im Garten
16.3.2020


Im Garten
15.3.2020


Im Garten
14.3.2020


Im Garten
20.2.2020


Alpha Q



zur Erinnerung an:
Dirk Falkenhagen,
Aikidoka (5. Dan),
Zimmermann,
Laut-Theoretiker,
verstorben am Wochenende.
highly recommended
6.2.2020



Clyde Fan



aus: Clyde Fans
(c) 2019 Seth (Gregory Gallant)

2.2.2020


0
2
0
2
2
0
2
0


16.1.2020

#23 / 2019
(unter Verwendung von Motiven von  Ohara Koson / Acryl + Tinte auf Karton)
17.12.2019

#22 / 2019
(unter Verwendung von Motiven von  Ohara Koson / Acryl + Tinte auf Karton)
12.12.2019

Berlin, Februar 1991
Berlinale
11.12.2019

#9 / 2019
(nach Ohara Koson / Reiher / Acryl + Tinte auf Karton)
5.12.2019

#19 / 2019
(Acryl + Tinte auf Karton)
30.11.2019

#12 / 2019
(Acryl auf Karton)
29.11.2019

#18 / 2019
(Acryl auf Karton)
Gestern in Scorseses "The Irishman". Schnell ins Kino, bevor netflix ihn wieder wegnimmt. Die drolligen Alten – digital geliftet und damit in den Szenen ihrer "besten Jahre" lustig hässlich, weil beutelnasig, hüftsteif, gebotoxt – gönnen sich’s und uns noch mal. Robert DeNiro, Al Pacino, Joe Pesci (nicht im Bild). Ein Mafia-Film, der sich in seinen dreieinhalb Stunden seinem Höhepunkt asymptotisch zu nähern scheint, auf ihn zwar zusteuert aber dabei immer langsamer wird, unabhängig von Super-Slowmotions noch ein paar Extra-Schleifen fährt, weil er weiß, dass nach dem Schuss nicht mehr viel kommen kann außer der Ödnis der Gefangenschaft in der Geriatrie. Ein liebevolles

Augenblick, verweile doch...


liegt unter diesem Meisterwerk des reizenden Martin Scorsese.
24.11.2019



Augenblick, verweile doch ...


16.10.2019

Der dümmste Ton der Evolution

ist der Gesang der heimischen Stechmücke

13.10.2019
Georgien
Borjomi, September
12.10.2019
Georgien
–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (9/9)

(...) Trotzdem: Fahr ruhig nach Georgien. Durch das ausgewrungene Georgien, diese Pracht von vorgestern mit ungewisser Zukunft. Wer kein Georgisch kann, braucht es nicht zu lernen. Das Russisch stirbt mit den Alten aus, die junge Generation spricht englisch. Das einzige Wort, das ich im Flugzeug gelernt habe, hieß "kargi". Das heißt: "In Ordnung." Allerdings habe ich das sonst nie gehört. Gehört habe ich dauernd "ara." Überall hörte ich "ara, ara", "nein, nein". Dauernd sagen Georgier "Nein". Japaner sagen nie "Nein", meinen es aber sehr oft. Vielleicht ist es bei Georgiern andersherum.
Tomte heute früh geboren
eines tages bald schon morgen
wirst du hilfloser mollusk
dich niederbeugen zu mir
dessen hände schütteln
wenn niemand sonst mehr
diese hände schüttelt hallo?
Tomte!
11.10.2019
11.10.2019
Georgien
–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (8/9)

(...) Wer in Georgien normal lebt, zahlt etwa ein Drittel vom gewohnten Preis. Wer sparsam ist, zahlt deutlich weniger, denn Marschrutki, Gartengemüse, Wasser und Wein kosten so gut wie nichts. Auch nicht die typischen Teigwaren, die Fladen mit eingelegtem Ei oder Teigbeutel mit Hack. Wer Berliner Preise zahlt, lebt in Georgien wie ein Fürst. Berliner Preise zahlen wir in Tiflis in einem Restaurant. Das residiert in einer hohen alten Stadtvilla, in einem weiten Prachtsaal, umkleidet mit edlen Tapeten, möbliert mit schmucken Antiquitäten. Ein exquisiter Koch dirigiert die Küche, ein Pianist spielt stumm und ohne aufzuschauen Medleys am Flügel.

Bei so viel Dekadenz ist es gut, zwischendurch in die Wälder und auf die Berge zu gehen. Herrliche Panoramen auf herrliche Gebirgszüge! Herrliche House-Musik aus Zirp-Rhythmen auf herrlich weiten Wiesen. Grillen mit dicken roten Bäuchen fliegen hüpfend brummend einzwei Meter. Wir haben viel gesehen und gehört, auch die Nacht im Berg verbracht. Melanie wird es nicht wieder tun! So nicht! Diese Nacht auf der Hütte – nie wieder! Nie wieder bei 8 Grad auf hölzerner Pritsche in einem ausgeliehenen dünnen Schlafsack. Nie wieder in einer Hütte, in deren Vorraum nachts Mäuse den Müll zernagen (und wieder ausscheiden, so riecht es jedenfalls). Auf einem Berg, wo das einzige Wasser in eine Viehtränke tröpfelt. Auf einem Weg, der so schlecht markiert ist, dass wir auf Trampelpfade geraten, die so gut sind, dass sie mich vergessen lassen, dass die letzte Markierung verdächtig weit zurückliegt. So landen wir auf Weiden bei Hirten in Tarnanzügen. (...)

(Fortsetzung folgt)
10.10.2019
Georgien
–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (7/9)

(...) Außerdem ist man meistens auf angenehmste Weise bewacht und vor dem Verlaufen bewahrt. Das besorgen georgische Hunde. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie der gleichen Familie angehören wie die kläffenden Bestien aus Spanien mit ihren klaffenden Kiefern. Denn sie sind allesamt zutraulich. Liebe einzelne georgische Hunde haben sich uns immer wieder stundenweise angeschlossen. Durch die Natur zu einer Klosterruine auf einem Berg (ach, Batu, kleiner Strolch!), zu einem 40 Meter hohen Wasserfall (ein großer müder Hirtenhund) und zu einem Nationalpark in Borjomi (Melanie, Hundehasserin Melanie hat diesen Welpen liebgewonnen!), sogar quer durch Kutaissi. Nur nicht durch Tiflis. Was andernorts die Hunde sind, sind in Tiflis die Katzen. Auch sehr lieb und gar nicht räudig. Die Georgier scheinen freilaufende Tiere zu mögen. Man findet frisches Supermarkt-Tierfutter auf den Wegen.

Es geht den Tieren damit wahrscheinlich besser als vielen Alten. In einem waldigen Park kaufen wir einer alten Frau eine Papiertüte voller Haselnüsse ab. Für ein paar Cent. Sie sitzt sehr einsam an ihrem kleinen Nüssetisch. Niemand sonst weit und breit. Es wirkt, als habe sie den ganzen Tag nichts verkauft.
Und wie kommt man sich dann vor, wenn man an einem Abhang im Grünen liegt, den Kopf im Schoß der Liebsten, die Beine übereinander geschlagen, den Blick im reich schillernden Grün der Bäume verfangen, umspielt von gesummten sanften Chansons, alles so sorglos milde, so als Tourist im Land der armen Alten? Oder im fein gekachelten öffentlichen Bad von Tiflis, wo wir Zwei uns ein Separée mieten mit Masseurin und Masseur? Natürlich schuldig. Das ist der Preis, und natürlich zahlen wir ihn. (...)

(Fortsetzung folgt)
9.10.2019
Georgien
–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (6/9)

(...) Das Höhlenkloster selbst: Ja, viele Löcher in einem Berghang mit viel Nichts drumherum. Sieht aus wie ein Bau vom Architekten der Hobbit-Trilogie. Lauter Höhlen in teigigem Lehm. Sind aber echt. Echt verbunden mit dem echten Patriarchen Davit Gareja, den es im 7. Jahrhundert in die Steppe zog, nachdem sein Ruf in Tiflis peinlich gelitten hatte (eine Frau ...). Echte Mönche singen Gebete, als wir das Kirchlein betreten. Echte Mönche in schwarzen Kutten streben gegen den Wind lehmige Treppchen bergan, sie hausen noch bzw. wieder heute dort, weswegen man leider nicht überall hin kann. Und echte Soldaten lehnen mit ihren Kalaschnikovs vor eigenen lehmigen Löchern, weil hier auch die Grenze nach Aserbaidschan verläuft.

Da sollte man sich besser nicht verlaufen. Nicht hier in der Wüste, auch nicht in den waldigen, urwaldigen Nationalparks. Auch die liegen mancherorts an der aserbaidschanischen Grenze. Soldaten mit Kalaschnikovs gibt es da auch. Irgendwo im Wald. Sie sitzen paarweise mitten im Grün auf Klapphockern vor einem Klapptisch mit Formularen und Stempeln und stellen Wanderern (meiner Schätzung nach etwa fünf pro Woche) eine Reisegenehmigung ins Niemandsland aus. Sie sind trotz Waffen nicht sehr einschüchternd. (...)

(Fortsetzung folgt)
8.10.2019
Georgien
–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (5/9)

(...) Womit wir beim eigentlich Abenteuer der georgischen Reise wären. Das ist das Reisen selbst. Zumindest, wenn man auf Leihwagen verzichtet, um nach Landessitte umherzufahren. Zum Beispiel mit dem Schnellzug von Kutaissi nach Tiflis. Das sind 200 Kilometer und dauert fünf Stunden. Das Service-Personal verwechselt sich zwar mit Wachhabenden, aber ansonsten ist die Fahrt eine gemütliche Zeitreise in die fünfziger Jahre. Man zuckelt so vor sich hin. Man lehnt im Gang am offenen Fenster und teilt sich den Ausblick mit Fremden. Manch ein alter Mann klappt im Abteil eine Liege herunter, zieht die Schuhe aus, stemmt sich nach oben und schläft eine Weile.

Seltsam auch die Rolltreppenfahrt in die Untergrundbahn von Tiflis. Es geht zwei Minuten lang steil 40 Meter abwärts und zwar so schnell, dass die Gäste schräg stehen.

Seltsam auch unsere Taxi-Fahrt durch die Halbwüste zu einem Höhlenkloster. 80 Kilometer Schotterpiste lang ging es andauernd auf und ab geht. Geht es abwärts, stellt der Chauffeur den Motor aus. Geht es bergan, bedient er die Zündung. Ob das wirklich Kosten spart? (...)

(Fortsetzung folgt)

6.10.2019
Georgien
–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (4/9)

(...) Vielleicht etwas zu viel bio, denn am nächsten Morgen, als wir zur Dreitageswanderung in die Berge steigen wollen, kneift Melanies Bauch, der Darm fährt Karussell und bald auch meiner. Meiner hört übrigens auch bis zum Ende der Reise nicht mehr auf, was vielleicht daran liegt, dass ich die georgischen Gepflogenheiten von Wein, Schnaps, Teigwaren zu sehr befolge. Aber vielleicht auch daran, dass die Milch von Nachbars Kuh nicht abgekocht wurde, bevor sie in meinen Kaffee floss.

Das ist nicht die Schuld der Kuh. Kühe sind die Majestäten auf Georgiens Straßen. Andere tun zwar so, sind aber eher Mafiosi. Das sind die Marschrutka-Fahrer, die Steuermänner privater Kleinbusse, die für kleine Münze viele Menschen weite Strecken fahren. Mit ihren Hupen fegen sie sich die Straßen frei, öffnen Spuren wie sie wollen, überholen tolldreist und gebären sich mindestens wie Oligarchen. Mürrisch kauen sie ihre Sonnenblumenkerne und checkern die Lage. Ihre Kunden (erst recht Touristen) sind Geiseln. Geiseln ihrer Musik, Geiseln ihrer zugigen Fenster, Geiseln ihrer Zwangspausen bei den Kumpeln, die Imbisse betreiben. Geiseln ihrer Teufelsritte im kaukasischen Bergland. Aber folgsam steigt auch der grimmigste, bärtigste, dickköpfigste Marschrutka-Macker in die Eisen, wenn eine Kuh gemächlich über die Straße trabt. Sie grasen gern am Wegesrand. (...)

(Fortsetzung folgt)
5.10.2019
Georgien

–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (3/9)


(...) Und ein Zufallsbefund natürlich auch diese Szene: Wir sitzen auf dem Land in einer weinüberrankten Laube in Liegestühlen mit Rotweingläsern auf den Knien, blicken in Blitze und prasselnden Regen, der den wilden Garten überschüttet. Neben uns am Klavier sitzt die Georgierin Ketevani und drischt aus dem Klavier prächtige Akkorde gegen den Donner. Melanie bedankt sich mit Gesang. Mir kommt das alles vor wie aus einem älteren Film, dessen Titel mir nicht einfällt.

Zugegeben: Gastgeberin Ketevani ist eine Ausnahmeerscheinung. Eine Frau von mittleren fünfzig Jahren. Eine Frau, die morgens traurig eröffnet, der Nachbar sei über Nacht gestorben, die sich aber trotz Tränen nicht abhalten lässt, ein erstklassiges Frühstück herzurichten. Mit Tomaten (wichtig: keine Scheiben oder Tortenstücke, sondern unbedingt ungleichmäßig zerteilt) aus dem Garten, Gurken aus dem Garten, Marmelade aus Früchten aus dem Garten und Milch vom Bauern nebenan. Die sich auch nicht abhalten lässt, abends ein Abendessen herzurichten, obwohl sie zugleich nebenan die Trauernden bewirtet. Mit Wein aus Plastikflaschen vom Winzer nebenan. Mit Schnaps vom Brenner nebenan. Es gilt die Regel, dass nur getrunken wird, wenn ein Trinkspruch ausgegeben wird. Auf Freundschaft, auf Frauen, auf Religion, auf den Patriarchen, den guten Hirten der georgischen Orthodoxie, auf die heilige Nino, die Georgien vor unzähligen Jahrhunderten missionierte, auf deren schütteres Kreuz aus seitlich herabhängenden Weinreben, auf ... nein, nicht auf Russland, das im Norden seine Grenzen Meter für Meter nach Georgien hineinschiebt, aber durchaus auf viele nette Russen (eine Familie mietete sich für drei 3 Sommermonate bei Ketevani ein, im nächsten für fünf!), auf Deutsche ... Es gibt sehr viele Trinksprüche. Außerdem gilt die Regel, dass bei jedem Trinkspruch auch getrunken wird. So ein Abend kann trotz Trauer sehr trinkfreudig sein. Und echt Bio. (...)

(Fortsetzung folgt)
Fürchterlich:
Beinahe bin ich fertig mit Dostojewskis Tagebuch eines Schriftstellers, und er enttarnt sich immer schlimmer als chauvinistischer Nationalist. Nach dem verlorenen Krieg gegen die Türken (1877) schielt er unverhohlen nach Asien, und es liest sich fast so naiv blöd wie später die nationalsozialistische Idee vom Lebensraum im Osten. Inhaltlich sehe ich kaum einen Unterschied. Um so weniger, als er aus seiner Abneigung gegen Juden kein Hehl macht. Sie bilden nicht das Zentrum seines Hasses, rangieren aber ziemlich weit oben. Dass Dostojewski unablässig gegen Deutschland, Bismarck, den vermeintlichen deutschen Nationalcharakter wettert, verzeihe ich ihm, der in Baden ja jede Menge Geld verloren hat, am ehesten. Er trifft den deutschen Gecken oft ganz gut, finde ich.

Aber mit seinen Einlassungen verdirbt er mir meine enthusiasmierte Bewunderung für den Schriftsteller. (Ähnlich gelagertes Phänomen wie bei Woody Allen und anderen gefallenen Engeln. Man würde sie doch so gern vergöttern.)
5.10.2019

Auszug aus dem Tagebuch von heute.
4.10.2019
Georgien

–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (2/9)


(...) Das langweilige Kutaissi hat einen Vergnügungspark mit einem Riesenrad, das sich so langsam dreht, als werde es ausschließlich von Wind angetrieben. Man könnte meinen, der Park sei geschlossen, aber in den Buden hocken im Halbdunkel Kartenverkäufer. So müssen sie wenigstens nicht im Regen stehen. Auch der Regen rinnt recht müde. Hört auf. Fängt an. Hört wieder auf. Doch in der lauen Schwüle finden sich immer wieder Spuren von Lebenslust. Dann schlendert in den nächtlichen Kirchhof der Kathedrale von Kutaissi zum Beispiel eine Kuh. Oder eine Küchenhilfe, die Türme von Tellern abzutrocknen hat (wer hat von ihnen gegessen?), dreht ihre rabiate Musik auf. Auch georgische. Und der Kellner tanzt, wenn er die Speisekarte bringt. Wenn er nichts zu tun hat, tanzt er auch. Niemand hat viel zu verlieren.

Im Wohnzimmer unserer ersten Privatpension steht ein Klavier. Das ist nichts Besonderes. In unserer nächsten Pension in Lagodekhi, ganz im georgischen Osten, steht wieder ein Klavier, diesmal in der Gartenlaube. Und auch in unserer dritten Unterkunft, wieder eher privat (eben AirBnB), in Tiflis, steht ein Klavier, diesmal im Hinterhof und toll verwittert. Auch in Georgien regnet es. Sogar nicht zu knapp. Aber ein Klavier muss sein. Es gehört zu einem georgischen Eigenheim wie zu einem japanischen der Teekocher. Ist natürlich ein Zufallsbefund. (...)

(Fortsetzung folgt)
3.10.2019
Georgien

–  Reise in ein aus
gewrungenes Land (1/9)

"Und nun, sieh zu, wie du zurechtkommst, Arschloch!" So lautet der unausgesprochene Willkommensgruß am Flughafen Schönefeld, wenn ausländische Gäste aus dem Flughafen in die Berliner Nacht undurchsichtiger Schienenersatzverkehre gespuckt werden. Anders in Georgien. Am Flughafen von Kutaissi mögen geldschneiderische Taxifahrer ihre Dienste feilbieten, doch Info-Personal weist genau die Stelle, wo günstige Busse auf Touristen warten, um sie bei ihren Zieladressen abzusetzen. Willkommen in Georgien, im armen, so armen Georgien.

Im Georgien, das so groß wie Bayern ist, aber schöner, denn dort wohnen keine. Im Georgien, das mal als  Schweiz der Sowjetunion galt, weil es doppelt gesegnet ist mit kaukasischen Bergen, den kleinen und den großen, und dem schönen Meer, dem schwarzen. So lange, wie der Kreml seine schützende Hand über Land und Leute hielt. Bis die Hand sich zur Faust ballte und auf Georgien, das wieder georgisch statt sowjetisch sein wollte, niederfiel. Heute sieht Georgien aus wie der Amboss Russlands. Auch ein russischer Hammer kann nicht überall hin hauen, aber dennoch wirkt das Georgien, das wir im September 2019 bereisen, so, als habe man ihm nachhaltig und tüchtig immer wieder auf den Kopf gehauen. Und als habe Georgien sich irgendwie damit eingerichtet. (...)


(Fortsetzung folgt)
Ein netter Zug von Ihnen, Herr Schneider!
24.9.2019

Berlin, Schöneberg
22.9.2019

Georgien
21.9.2019

Georgien
20.9.2019

Georgien
20.9.2019

Georgien
Warum hustet eigentlich heutzutage die Jugend so unverhohlen und ohne die Hand vor den Mund zu halten? Ist das eine Mode, vergleichbar der einstigen Faszination an der femme malade? Das war allerdings diskreter.
19.9.2019

Berlin
19.9.2019

Georgien
18.9.2019

Georgien
28.8.2019

Bretagne
14.8.2019

Bretagne
10.8.1819

Gettorf
9.8.2019

Wolken für Bahman
8.8.2019

Wolken für Bahman

Auf den heutigen Tag vor dreißig Jahren ...


am 7.7.1989 erschien in einer norddeutschen Tageszeitung die gekürzte Version dieses Interviews mit dem Anwalt, der die Familie de Giorgi im Prozess um das Gladbecker Geiseldrama vertrat. 

In einem Traum vor zehn Jahren ...


In dr Hüttn drobn wor i gsessn

Ein alter mann saß neben mir

Die arme schwer gekreuzt auf langem holz

Grau stuken aus dem koppe nägelige haare ost südost



Ihm gings nicht gut ihm gings sehr schlecht

Er trug so viele leiden sehr viele leiden trug er mir an

Er tat mir leid ich konnts nicht länger tragen ein Ende musste sein

So gab ich ihm tabletten sie waren grün er starb
6.8.2019

Auf den heutigen Tag vor dreißig Jahren ...

Ostseefisch im Test (Dorsch, Hering, Aal, Butt)
Stempel zum Musik Festival
(Mozart vor Notenbild)
Sozialer Mietwohnungsbau in Gefahr
(Bundesregierung droht mit Reduzierung ihres Förderanteils in Schleswig-Holstein)


(Markt zum Sonntag, Nr. 31)
5.8.1989

Auf den heutigen Tag vor dreißig Jahren ...

Willst du schneller ankommen, mache einen Umweg
(kol) Gettorf: Auch diejenigen, die in der Vergangenheit glaubten, auf kecke Weise den Weg von der Kirchhofsallee zur B 76 in Richtung Kiel abkürzen zu können, werden nunmehr eines Besseren belehrt. Denn nun gilt auch in der Gartenstraße Tempo 30. Damit ist sie zur verkehrsberuhigten Zone geworden. Wer sie befährt, muss neuerdings einige Betonschikanen umkurven. (...)

26.7.1989


17.7.2019


An der Rathmannsdorfer Schleuse des Alten Eiderkanals




Wenn drei Geschwister, die alle über fünfzig sind, entlang stiller und versandeter Kanäle wandern und bei alten Schleusen beieinander sitzen, ist nichts, was da ist, ohne Bedeutung. Wie immer.
Doch dieser Eindruck trügt: Die Aufnahme entstand in Wirklichkeit am Ufer des Nord-Ostsee-Kanals nördlich von Warleberg auf einem Paar-Spaziergang.


5.7.2019


Im Wendland



Wüten kann das Wendland auch.
“Lieber wütend als traurig!”

Und dennoch ...
Rehe kreuzen dort die Wege.
Kirschen über Kirschen.
Über Gras geht man und unter Eichen.



3.7.2019


Im Wendland



Rehe kreuzen dort die Wege.
Kirschen über Kirschen.
Über Gras geht man und unter Eichen.
Und dennoch ...

Wüten kann das Wendland auch.
“Lieber wütend als traurig!”






Auf den heutigen Tag vor dreißig Jahren ...

Hallo Kinder
(kol) Gettorf: Sommerferien. Da lacht das Kinderherz. Wenn Ihr bisher noch nicht wißt, was Ihr machen wollt, überzeugt doch mal Eure Eltern davon, Euch zu einer Ferienspaß-Woche der Arbeiterwohlfahrt (AWO) anzumelden. Für spottbillige 30 Mark könnt Ihr dann vom 31. Juli bis zum 5. August auf der Schwentine zu Tal fahren, Indianerbrot backen und vieles mehr ... 

(Markt zum Sonntag, Nr. 26, Seite 15)


1.7.1989
30.6.2019

Ach, übrigens:


Die Doppelschnepfe knebbert in der Balz und wiehert am Ende.


(In: Peter Krauss: Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er? Handwörterbuch der Vogellaute. Naturkunden Nr. 33. Herausgegeben von Judith Schalansky bei Matthes & Seitz Berlin, 3. Aufl. 2018.)

24.6.2019

Die wuchernden Ländereien rund um das Mansoir de Suguensou sind wild und voller Zauber.

20.6.2019


Die Baie des Trépassés ist die Bucht der Entschlafenen. Die Bretonen sind sich allerdings nicht einig, welche Entschlafenen damit gemeint sind. Keltische Entschlafene, die zur nahen Île de Sein verschifft wurden? Entschlafene, die hier auf das Totenschiff warteten, um in Richtung Jenseits zu segeln? Entschlafene, die von havarierten Schiffen an den Strand gespült wurden? Ein beliebter Badestrand übrigens.

19.6.2019

Heute vor 150 Jahren schaute Marcel Proust durch diese Tür in den Hinterhof des Hauses seiner Tante Léonie, um nachzusehen, wer mit der Glocke seinen Besuch angekündigt habe.


29.5.2019





als er die Luke der Arche öffnete
lag ihm eine nasse welt zu füßen
gott rundum in den fernen tälern
dunkelhäutig schlamm landschaft
gott in ersten strahlen des tages
vierzig tage und vierzig nächte
hatte die sintflut gedauert aber
was übrig blieb ein moosgrüner apfel
auf einem berg dessen name vergessen

(H. C. Artmann. Aus: Vier Scharniere mit Zunge)


27.5.1989

Auf den heutigen Tag vor dreißig Jahren ...

… geben um eine halbe Stunde nach zehn Uhr Spielmannszüge des schleswig-holsteinischen Landes auf der „Frahmkoppel“ genannten Anlage des Gettorfer Kleingartenvereins ein Platzkonzert zu Ehren des hundertjährigen Bestehens des Gettorfer Turnvereins. Sternmarsch! Er mündet auf dem Schulhof der im Park befindlichen Grundschule und eskaliert in einem Großkonzert.




23.5.2019


Peregrinos ist eine Reflexion auf die Pilgerschaft, gefilmt auf dem Camino del Norte und Camino Primitivo de Santiago im Oktober 2013.

2014 . 7:21min



11.5.2019

Gestern liefen Nordkorea-Reportagen auf zdf-info. Eine davon hieß Gold für Kim und recherchierte also – für uns – in einem Land, von dem jeder weiß, dass es sich um eine streng kontrollierte Diktatur handelt, in der Menschenrechte und Menschenwürde nichts gelten.
Diese Reportage tat, wie so viele Reportagen ihrer Sorte, mal wieder so, als sei sie im Auftrag der Menschenrechtskommission undercover und mit im Dienste unerschrockener Aufklärung unterwegs, um hinter die Kulissen zu blicken. Mit unartig versteckter Kamera. Dabei kommt seltsamerweise immer das gleiche heraus: gemäß Protokoll eingefangene und kontrollierte Bilder aus der Diktatur, unterlegt mit diktatur-kritischen Kommentaren.
Die Grundtendenz: Liebe doofe Nordkoreaner, denkt bloß nicht, dass ihr uns für blöd verkaufen könnt, denn wir wissen ja bereits alles das, was ihr uns nicht zeigt und nicht sagt.
Der Duktus: süffisant und überheblich-imperialistisch. Der Synchronsprecher (Götz Bielefeldt) versetzt dafür auch unauffälligste Originalstimmen mit Ironie, als müsse er sich distanzieren oder amüsieren.
So lässt sich natürlich der Organismus einer fremden Ideologie und Kultur nicht erfassen. Was hielte man vom Pendant? Von einer entsprechenden nordkoreanischen Reportage über Leben, Politik, Skandale in Europa? Man würde sie sofort als propagandistische Kriegsführung eines Schurkenstaats von sich weisen.
Schlimm: Gold für Kim (Reporter: Michael Höft, Produktion: Gunter Hanfgarn) dient lediglich eigener Selbstbestätigung. Und es ist schon rücksichtslos zynisch, die unter dieser Diktatur lebenden Personen immer wieder vor die Kamera zu zitieren, damit sie zur Belustigung des westlichen Sofa-Safari-Teilnehmers ihre ins Unterbewusstsein getackerten Lobpreisungen ihres Führers aufsagen müssen. Auch der Reporter weiß, dass sie, falls sie abweichend sprächen, mit härtesten Repressalien zu rechnen hätten. Diese Reportagen sind das Gegenteil von dem, was sie zu sein vorgeben. Sie sind antihumanistisch.

9.5.2019

Lange kein so offenes Lob für ein Langzeitprojekt mehr bekommen: Die professionelle Zahnpflegerin lobte meinen Zahnputz. Leider war sie stark erkältet, während sie mir eine halbe Stunde lang direkt über meinem aufgerissenen Mund hing, Zahnstein sprengte und in meinem Zahnfleisch stocherte. Zum Abhusten drehte sie sich aber weg.



6. Mai 2019

Zwei Freunde an der Lidl-Kasse
"Gestern Margarita getrunken. Voll geil, digga. Kennst du das?"









"Oah, digga, wie dumm ist das denn? Ich trink doch keine Pizza."


13. April 2019

Ich habe gerade Hugo und Josefine gelesen, ein altes Kinderbuch, von dem ich zwar seit Kindertagen nur den Titel (allerdings den falschen, nämlich Joseph und Josefine) und das Titelbild (allerdings das falsche: in der Erinnerung war das Buch größer und hatte einen schwarzen Hintergrund) im Kopf behalten hatte, beides aber sehr gut (allerdings eben falsch). Wie ich nun sehe, behielt ich vom Inhalt fast nichts. Als meine ältere Schwester damals darin las, ging ich noch nicht zur Schule und war nicht besonders aufmerksam beim Zuhören (allerdings auch nicht beim Zuschauen). Nur einiges sehr Ungefähre blieb. Der Zipfel eines schwarzen Umhangs.



2. April 2019

Im  Garten

31. März 2019

Im  Grunewald 

29. März 2019


Mirko Bonné


Et jeht mir jut

(Variation auf ein Gedicht von Gerald Koll)


Und eben an der Kasse.
Da stelle ich mich hin, und
mir wird beinah leicht ums Herz.

Weil ich so allein dastehe
bis zu den Nasennebenhöhlen.
Allein an einer Art Nebel,

die der dicke Kunde vor mir
nicht zu verdicken weiß.
Er hat ja nicht mal gefurzt,

stand nur da und zahlte seinen Kram,
dreiunddreißig Schälchen Katzenfutter,
vier Pakete Zigaretten,

aber er stand da,
in seinen verstunkenen Hosen
und seinem verstunkenen Hemd,

und wollte nicht glauben, dass die Brötchen
nicht mehr 14 Cent kosten, sondern 15,
während der Gestank sich ausgoss wie ein Geist

und stehen blieb, als er nach Hause ging.
Das war kurz mein Platz, Platz vor der Kasse.
He, mein Alter, wie jeht et dir heute?
 

von Mirko Bonné eingestellt in den Goldenen Fisch am
28. März 2019 23:56
28. März 2019



Schälchen

Und eben an der Kasse.
Da stelle ich mich hin,
und mir wird beinah schlecht.

Weil ich in einer Pfütze stehe
bis zu den Nasennebenhöhlen.
In einer Pfütze Körpernebel,

die der dicke Kunde vor mir
stehen ließ.
Er hat ja nicht einmal gefurzt,

er stand nur da und zahlte seinen Kram,
dreiunddreißig Schälchen Katzenfutter,
vier Pakete Zigaretten,

aber er stand da,
in seinen verstunkenen Hosen
und seinem verstunkenen Hemd,

und wollte nicht glauben, dass die Brötchen
nicht mehr 14 Cent kosten, sondern 15,
während der Gestank sich ausgoss wie ein Geist

und stehen blieb, als die Hülle heimging.
Dort war mein Platz, der Platz des Nächsten.
Nächstenliebe, was ist das?



26. März 2019

Das Buch Hugo und Josefine der Schriftstellerin Maria Gripe ist eingetroffen. Eine sehr ungefähre und verschwommene Erinnerung an frühe Kindertage vor der Zeit des Lesens ist damit verbunden. Und eigentlich heftet sich die Erinnerung vor allem, wie mir beim Anblick des Titelbildes gleich einfiel, vor allem an den Umhang jenes Knaben Hugo, einen schwarzen Überwurf, der mir damals so ausnehmend gut gefiel und in mir die Sehnsucht schürte, endlich auch zu jenen zu gehören, die zur Schule gehen, in einem solchen Umhang. Daraus wurde übrigens nichts.

25. März 2019

Erinnerung an den Himmel über dem Briesetal in Birkenwerder (streckenweise keineswegs belanglos).


24. März 2019

Grüße aus dem Briesetal in Birkenwerder
(meist belanglos).

23. März 2019

Äußerst beschämende Träume heute Nacht. Äußerst beschämend.

12. März 2019

Irgendwie bedrückend, dass es zuende ist. Gestern beendete ich die zweite Blu-Ray-Edition von "The Avengers" (eigentlich fand ich den deutschen Verleihtitel "Mit Schirm, Charme und Melone" immer ... charmant, aber das Original überzeugt denn doch, vor allem wegen der Originalstimmen, die eminent diskreter und intelligenter wirken als die vorlauten deutschen Synchronstimmen, die außerdem so hallig waren). Gestern also verabschiedete ich mich, wie man so sagt, "schweren Herzens" von der allabendlichen Dosis. Zwei Boxen lang ging ich täglich glücklich zu Bett, geleitet von der schwarzweißen Politur der ersten Edition, die in den schönsten Episoden ein feiner Duft aus hundertjährigem Moos und frischer Ledercreme umwehte, bis zum tollkühnen Kolorit der zweiten, die allen britischen Spleens ein Denkmal setzte. Was jetzt?

Fortan würde ich einfach wieder irgendwie in den Schlaf stolpern, ungeküsst von jener stilsicheren Verspieltheit, die sich vom Bösen nie den Humor verderben ließ und jeden schändlichen Anschlag mit dem Klang von Sektgläsern beantwortete.

Gewiss, es war unfein vom Hersteller "Studio Canal", der teuren deutschen Edition keine deutschen Untertitel zuzubilligen und die eingesparten Kosten auf überflüssige "Einführungen" von Oliver Kalkofe & Co. zu verschwenden.

Und es war schon beinah frech, ausgerechnet die Farewell-Episode für Emma Peel ("The Forget-Me-Knot") nicht in die Edition 2 aufzunehmen (mit der nur für Buchhalter-Gemüter verständlichen Begründung, diese Episode gehöre bereits zur nächsten Staffel, also Edition 3 mit John Steed & Tara King, Peels nicht-ebenbürtiger Nachfolgerin; sie, die Edition, ist derzeit für 25,- EUR zu haben). Denn nie war es zwischen Steed und Peel so zartfühlend und gänzlich jeder Ironie entkleidet zugegangen wie am Ende von "The Forget-Me-Knot", genauer: in jenem Moment, als die scheidende Mrs. Emma Peel mit versagender Stimme Steed zuflüsterte: "Always keep your bowler on in times of stress" – und sich dieses ewig flirtende, nie der trivialen Versuchung erlegene Liebespaar einen letzten hauchflüchtigen Kuss auf die Mundwinkel tupfte.

"Studio Canal" beweist an dieser Stelle Mitgefühl, für das man danken muss. Das wohl romantischste Lebewohl der (mindestens Fernsehserien-)Geschichte befindet sich in der Edition 2 in einem der Extras.

9. März 2019

In der Bäckerei in der Berliner Untergrundbahnstation Bülowstraße bedient ein orientalischer junger Mann. Vor ihm steht ein Kunde, ein dünner Mann schwarzer Hautfarbe, der den Backwarenmann flehend anschaut. Der Orientale zögert erst, reicht aber dann einen rosig lasierten Donut über den Tresen. Er erntet ein stummes frommes Lächeln, sogar eine demutsvolle Gebetsgeste, und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Das bin ich. So gelöst und hoffnungsvoll war ich den ganzen Tag noch nicht wie in diesem Moment, an dem an diesem zugigen Ort so viel Nächstenliebe waltet. Der orientalische Mann freut sich auch und lacht: "Die drehen da ein Video, bezahlt hat der schon vorher."

8. März 2019

Der Verkündigungsengel aus dem Polyptychon Averoldi (1522, Santi Nazaro e Celso, Brescia) von Tiziano Vecellio belegt einmal mehr den eminenten und frühen Einfluss der westlichen Kultur auf das japanische Aikido (siehe dazu die gleichnamige Reihe aus dem Jahr 2013 in Der goldene Fisch). Die Ausführung des tenchi-nage (= Himmel-Erde-Wurf) ist hinsichtlich der Körperhaltung, der Gewichtsverlagerung, des Blicks und der so schweigsamen wie deutlichen Botschaft an den Angreifer vorbildlich.

28. Februar 2019

Wie wohltuend die tägliche Dosis "Mit Schirm, Charme und Melone" doch ist. Mein tägliches Sandmännchen, mein Schlummertrunk, der zuverlässig zu verstehen gibt, dass ein jeder Tag mit allen seinen verschmitzten Morden mit Sekt zu begießen sei.
Ist es übrigens Schuld der Blu-Ray, dass man immerfort darauf stößt, dass Patrick Macnee  bei allem, was auch nur entfernt nach Bewegung und Aushäusigkeit aussieht, sich hat doubeln lassen? 

27. Februar 2019

Und sagt mir L. offen und geradeheraus, wie groß und fast ungeduldig er sich auf das Sterben freue, also auf das Mitnehmen und Übertragen der Erkenntnisse aus diesem – kleinen und bedingten – Leben ins übergeordnete weiter gedachte.
Und schon verhedderte ich mich in Realitätsbegriffen und dem Gedanken, wie öffentlich Gelder einzuholen wären zur Gründung einer Sinnstiftung.

26. Februar 2019

Elstree, Teddington Studios, die Arbeitsstätte von Patrick Macnee, im Jahr 1967. Die Urheberrechte dieses Bildes gehören ABC.

30. Januar 2019

Lanzarote, die Geisterinsel des César Manrique, im Januar 2019.

6. Januar 2019

Das ist ein Landschinken.




23. Dezember 2018

Mit der nebenstehenden Abbildung werbe ich für ein Buch. Für das Buch, dem ich die Abbildung entnommen habe. Das Buch heißt Berichte aus Japan - Ein Zeichner auf Wanderschaft, verlegt bei Reprodukt.

Sein Autor und Zeichner ist Igort, der viele Jahre in Japan gearbeitet hat. Sein Buch ist eine Kostbarkeit, eine von Zauber und Dämonen bevölkerte Mappe, ein Schrein. Er birgt zahlreiche Stile, viele Gedanken und Eindrücke, die dieser gierige Sammler notierte, bis sie sich absetzten und etwas Neues bildeten, eigene Ansichten, einen eigenen Stil. Igort ist profunder Japan-Kenner, der den faszinierenden Widersprüchen Japans tief auf den Grund geht und in den einsamen Bergen ebenso gern umherstreift wie auf dem blinkenden Nakano Broadway. (Igort ist nebenbei Sarde, Landsmann von Gavino Ledda, auch so ein unbedingter Schürfer.)

Igort wurde ein enger Freund des Mangaka Jiro Taniguchi, dem Mangaka, an den sich der Kurzfilm Der lesende Mann gerichtet hat, nachdem ich selbst vergeblich (und auch recht halbherzig) versucht hatte, Taniguchi auf meiner Japan-Reise 2016 zu begegnen (eigentlich hoffte ich auf ein Wunder, indem ich die Gegenden besuchte, in denen er wohnte und spazierte; und insgeheim war ich einverstanden damit, dass das Wunder nicht eintreffen würde). Igort hat Taniguchi, der 2017 starb, dieses Buch, diese Fortsetzung seiner ersten Berichte aus Japan, gewidmet. Wie kein Mangaka vor ihm baute Taniguchi dem japanischen Manga eine Brücke zum Westen. Nun baut Igort dem Westen eine Brücke nach Japan. Das Buch ist eine respektvolle Verbeugung eines großen Zeichners in aufrechter Haltung.



20. Dezember 2018

Sardinien.
Gavino Ledda erkundet unter den Rinden und Fellen eine Sprache, auch um den Preis, dass sie niemand spricht als er.
Igor Tuveri erkundete Japan, profunder und tiefer als viele vor ihm.
Ledda und Igort sind Sarden. Sie machen keine faulen Kompromisse. 

Tempio de Antas, Sardinien

Palü stirbt. Wir suchen Hilfe. Betrachten Sie dieses Schreiben bitte als Aufruf und melden Sie sich. Wir suchen ein „Wesen". Palü braucht es, um zu überleben. Nicht nur er.

Das Wesen, das wir suchen, sieht so aus: ein weiblicher Menschenkörper, nicht zierlich, nicht dick, mit dem Kopf einer Äffin. Wenngleich nicht ganz einer Äffin. Das menschenaffenähnliche Antlitz zeigt kein Mienenspiel, es verzieht sich nicht, es kennt nur einen Ausdruck, ein Staunen mit hochgezogener Wulst über den Augen, die niemand sehen kann, so tief liegen sie in den Höhlen. Immer sind die Lippen vorgeschoben, leicht geöffnet, doch sie bewegen sich nie. Wir haben gerätselt, ob das Wesen ein Mensch sei oder ein Tier, ob es ein Ur- oder Fabelwesen sei, ja, ob es überhaupt existieren könne, aber Ove, der verwitwete Fischer, unser erster Augenzeuge, fotografierte es ja bereits am 14. Mai. Da kroch es aus der Gischt an die Küste unserer Insel. Es war nackt.

Fischer Ove sei natürlich erschrocken, erzählte er uns. Natürlich griff er erschrocken nach seinem Mobiltelefon und nahm alles auf Film auf. Darauf war das Wesen zu erkennen. Ove kroch aus seinem Versteck und gab sich zu erkennen. Doch das Wesen nahm ihn nicht wahr. Es kauerte in einer Pfütze und hielt den Kopf gesenkt. Die Gischt spritzte darüber hin wie wehende Vorhänge, immer wieder, und als sich der Schleier wieder mal hob, war das Wesen verschwunden, vermutlich in einer Felsspalte.

Zwei Tage später sah Ove es wieder. Auch davon gibt es Filmaufnahmen. Das Wesen hockte im Seegras. Es hatte Steine aufge- schichtet, einen Windschutz. Es starrte aufs Gras, es starrte aufs Meer. Warum es starrte, wissen wir nicht. Es sprach ja nie. Auf den Aufnahmen hört man ein Knurren. Doch der Wind war zu stark, um das Knurren mit Bestimmtheit dem Wesen zuordnen zu können. Ove sagte, er habe sich nicht in unmittelbare Nähe getraut. Man wisse ja nie.

Wir waren nicht zufrieden mit dieser Situation. Unsere Insel ist nicht sehr groß. Nicht viele Menschen finden hier Platz. Einunddreißig Familien sind es, und diese Familien ernähren sich von Fischerei. Mit Ausnahme von Palü, dem Müßiggänger, dem Eigenbrötler. Die Fischer leiten die Geschicke unserer Insel. Wir scherzen, wenn wir sagen, unsere Fischer kümmern sich darum, dass die Insel nicht umkippt. Es ist ein Scherz aus alter Zeit, ein Scherz mit Geschichte, denn wir scherzen gern. Die Fischer trafen sich, scherzten und fassten einen Beschluss. ...


(vollständiger Text in: Konzepte – Zeitschrift für Literatur, Nr. 37, Neu-Ulm 2018)

11. Dezember 2018

Das Wesen
27. November 2018

"Du bist tot!" sagte ich. Das war falsch. Man kann nicht sagen, jemand sei tot. Denn der Tod befindet sich nicht innerhalb des Grenzbezirks des Seins. Tod ist keine Form des Seins. Er ist kein Seins-Zustand. Tod ist das Nicht-Sein. Dort endet Identität, so weit wir wissen. Nur ein Gimpel, der die Identität über die Grenze des Seins hinaus verlängert ins Nicht-Sein, könnte an der Behauptung "Du bist tot" festhalten. Aber gerade ich, der "Du bist tot" sagte, hatte wenig Interesse am kontinuierlichen Bestand des Identitätszustandes, allein in Hinblick auf Wiedergängertum, Rache und sonstige Heimsuchungen. Richtiger wäre es gewesen, zu sagen: “Das ist tot.” Hier geht’s nicht um Moral.

20. November 2018

Reinhold Messner! 48,90 EUR habe ich bezahlt, um dich live zu erleben. Mit "Wild - der letzte Trip auf Erden". Ein Vortrag über dein eigenes wildes Abenteuer-Dasein? Nein! Ein verbastelter Multimedia-Vortrag über Shackletons Antarktis-Expedition, die Mirko Bonné bereits viel intensiver, viel poetischer erzählt hat. Nun stehst du da, Messner, alter Haudegen mit kapitalen Haupt, dessen Tollenhaar  immer noch elektrisiert ist von deinen Gipfelstürmen. Ich saß gleich in der ersten Reihe. Über mir du, Messner. Das heißt: nicht ganz. Du befandst dich genau am anderen Ende des endlosen Ufers der Bühne, weit hinten standst du da, vor deinem Monitor. Dort rolltest du deinen Vortrag ab in deinem rollenden Tirolerdeutsch, in dem du nicht "Packeis" oder "tot" sagst, sondern "Backeis" und "dod" ... Ich schaute jetzt immerzu nach oben, lag da und schaute geradewegs in den Nachthimmel, ins unendliche Nichts ... weißt du noch, damals, am nackten Berg, und ahnst es jetzt, wie arg ich mich wehren musste gegen das Einschlafen? Dann mit dem Rad durch den kalten wilden Regen heim.

18. November 2018




15. November 2018
1. November 2018


Seit Jahren überfällig, jetzt endlich Vladimir Nabokovs Lolita ausgelesen. Freund M. runzelte die Stirn darüber, fand ihn überschätzt, was man ja aber auch über den Mond, die Mythen und manches andere sagen könnte. Ich behaupte das Gegenteil. Lolita ist köstlich. Nie erliegt Nabokov dem Banalen des Nymphchen-Themas. Immer logiert er auf der Höhe des Diskurses. Nie ist er im Zweifel an der Schändlichkeit des Missbrauchs. Nie verirrt er sich in die Hybris eines, meinetwegen, de Sade, der sich berauscht an der extraterrestrischen Position jenseits soziale Systeme. Immer bereit zur Schönheit.

Die Nachworte zu eilig gefressen in einer schimmelig eingedufteten Kaschemme, dessen Wirt mit seinem Stammgast darüber stritt, ob zur Zeit Deutschland oder Italien die fieseren Nazis hervorbrächten.


31. Oktober 2018


Also 3,6 Sekunden nur beträgt die Zeit des Menschen auf der Erde, sofern man die Geschichte der Erde als 24-Stunden-Uhr betrachtet. Vor 3,6 Sekunden tauchte der homo sapiens erst auf. Ich habe das schon öfter mal gehört. Ich weiß es aber jedes Mal aufs Neue nicht, weil ich das nicht begreifen kann. War die Natur vor 3,6 Sekunden noch mit sich im Reinen, mal abgesehen von den unzähligen globalen Katastrophen? Wird das gescheiterte Experiment des homo sapiens in späterer Rückbetrachtung überhaupt zur Kenntnis genommen werden können angesichts seiner unbedeutenden Stippvisite?

26. Oktober 2018

online !!!





25.6.23
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